Gender Diversity Matters
JA KLAR, ABER…
Chancengerechtigkeit und Diversität sind nachweisbar gut für ein Unternehmen, Geschlechterdiversität ist ein integraler Teil davon. Diese Aussage würden in der Schweiz die wenigsten Führungskräfte bestreiten, das zeigen diverse Studien und Erhebungen. Auch die diesjährige Umfrage der Roy C. Hitchman AG, an der sich 227 Schweizer Unternehmen beteiligt haben, kommt zu einem ähnlichen Schluss. Dort zeigen sich über 80 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass Gender Diversity einen positiven Einfluss auf die Unternehmensergebnisse habe.
Doch folgt sogleich das grosse Aber. Die Frage, ob die Gewinnung von weiblichen Führungskräften im eigenen Unternehmen strategische Priorität habe, bejaht nur noch knapp die Hälfte. Diversität ist gut – die Anstrengungen, die dafür unternommen werden, fallen hingegen in den meisten Fällen noch immer wenig konkret aus. Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen trifft gezielte Massnahmen, um den Frauenanteil in Führungspositionen zu heben. Nicht von ungefähr sind Frauen in den Chefetagen der Schweizer Unternehmen derzeit noch immer Ausnahmeerscheinungen.
Wer sich bisher damit tröstete, dass ein solcher Kulturwandel eben seine Zeit brauche und mit ein bisschen Geduld am Ende schon noch alles gut komme, der kann sich die Sache inzwischen nicht mehr ganz so leicht machen. Seit Beginn dieses Jahres sind grosse börsenkotierte Unternehmen dazu angehalten, «Geschlechterrichtwerte» zu respektieren. In den Verwaltungsräten sollen Frauen zu mindestens 30 Prozent, in den Geschäftsleitungen zu mindestens 20 Prozent vertreten sein. Die Unternehmen haben 5 bzw. 10 Jahre Zeit, um diese Vorgaben zu erreichen. Andernfalls drohen ihnen zwar keine Sanktionen, sie müssen sich aber erklären und einen Massnahmenkatalog vorschlagen.
Woran es liegt, dass der Wandel zu mehr Chancengerechtigkeit in der Arbeitswelt so harzig vor sich geht und wie sich das ändern liesse: Diese beiden Fragen hat die Roy C. Hitchman AG zusammen mit den Umfrageergebnissen einem Panel von veränderungserprobten Expertinnen und Experten vorgelegt, die es wissen müssen: die Frauen, weil sie selber in Führungspositionen aufgestiegen sind, und zwar notabene in techniklastigen Domänen, die noch immer als Männerbastion gelten – und die Männer, weil sie sich in ihren Unternehmen mit Nachdruck für Chancengerechtigkeit einsetzen. Denn sie wissen: Unternehmen, die hier nicht vorwärts machen, schaden sich selbst.